\u201eMan vermutet, dass ab 1892 im ehemaligen Lehrerwohnhaus alte und pflegebed\u00fcrftige Einwohner ohne eigenes Verm\u00f6gen Unterkunft und F\u00fcrsorge fanden. Alte Letschiner kennen das Geb\u00e4ude noch unter dem Namen Armenhaus. Sp\u00e4ter wurde es dann als normales Wohnhaus genutzt\u201c, erz\u00e4hlt Edgar Petrick. Nachdem das Haus 1990 in die Kreisdenkmalliste aufgenommen wurde, beschloss die Gemeinde umfangreiche Sanierungen. Im Februar 1994 wurde das kleine Dorfmuseum offiziell eingeweiht.
\u201eVor diesem Termin existierte schon der Grundstock des Fundus zur Geschichte Letschins, die im Wesentlichen auf die Sammlung des Quappendorfer Lehrers Ernst Tietze und die Arbeit von Alfred B\u00f6hme im DDR-Kulturbund zur\u00fcckgehen. Die Sammlungsst\u00fccke waren bis dahin in der ehemaligen Schule untergebracht\u201c, so Edgar Petrick. Drei Monate zuvor, im Dezember 1993 gr\u00fcndete sich der Letschiner Heimatverein, der fortan das Museum betreuen sollte.
In den Morgenstunden des 12. Novembers 1999 schlugen Flammen aus dem Dachstuhl der Heimatstuben. Mobiliar und ein Teil der historischen Kleidersammlung wurden Opfer des Feuers. Fast alle Exponate im Erdgescho\u00df, so zum Beispiel die Biedermeier-M\u00f6bel des Fontane-Zimmers, konnten hingegen gerettet werden. Anfang 2001 konnte das Dorfmuseum wiederer\u00f6ffnet werden. Die Heimatstuben sind nicht nur ein musealer Ort, sondern sie werden von der Gemeinde aktiv genutzt. Die Senioren treffen sich, die Kreismusikschule probt und Ortsbeitratssitzungen werden dort abgehalten. Edgar Petrick verweist zudem auf das umfangreiche Jahresprogramm des kleinen Museums mit Lesungen, Ausstellungen und Vortr\u00e4gen.
\r\n\r\nWarum befindet sich im Erdgeschoss ein Fontane-Zimmer? Gabriele Axmann kl\u00e4rt auf.
\u201eVon 1838 bis 1850 betrieb Theodors Vater Louis Henri die Apotheke in Letschin. Am n\u00f6rdlichen Kreisverkehr steht eine B\u00fcste des Salbenmischers an der Stelle, wo sich einst seine Wirkungsst\u00e4tte befand. In jenem Haus machte der Apotheker und sp\u00e4tere Schriftsteller Theodor Fontane in den 1840er Jahren ein Praktikum bei seinem Vater.\u201c Gabriele Axmann h\u00e4lt eine weitere \u00dcberraschung f\u00fcr den neugierigen Besucher bereit. Es scheint wohl so zu sein, dass Fontane seine bekannte Kriminalnovelle\u201eUnterm Birnbaum\u201c in Letschin angesiedelt hat. Im Gasthof \u201eZum alten Fritz\u201c sei die Romanfigur Szulski gewaltsam zu Tode gekommen und vom Gastwirt Abel Hradscheck im Keller verscharrt worden. Die alte Nachbarin Jeschke beobachtet in der Mordnacht eine verd\u00e4chtige Szene: Trotz eines starken Sturms gr\u00e4bt Hradscheck ein Loch im Garten unter dem Birnenbaum. Dort sucht die Polizei aber vergeblich und findet nur das 20 Jahre alte Skelett eines franz\u00f6sischen Soldaten. Dem Gastwirt kann das pl\u00f6tzliche Verschwinden Szulskis nicht zur Last gelegt werden. Letztlich kommt auch Hradscheck unter mysteri\u00f6sen Umst\u00e4nden im Keller zu Tode. Soweit Gabriele Axmanns kurze Zusammenfassung des Inhalts des Fontane-Krimis.
Der Letschiner Gasthof \u201eZum alten Fritz\u201c ist seit Jahren geschlossen. Seinen Dornr\u00f6schenschlaf bewacht indes der alte Preu\u00dfenk\u00f6nig selbst. Auch er hat eine bewegte Geschichte zu erz\u00e4hlen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden auf dem Gebiet der ehemaligen DDR unter anderem alle Statuen der Preu\u00dfenzeit als militaristisch abgelehnt und entfernt. So auch das bronzene Standbild des im Oderbruch verehrten Preu\u00dfenk\u00f6nigs Friedrich II. Die Bewohner Letschins retteten das, vom Bildhauer Hans Weddo von Gl\u00fcmer, 1905 geschaffene Werk vor dem Einschmelzen und versteckten es in einer Scheune. Dort stand der Alte Fritz unbehelligt viele Jahre. F\u00fcr Kundige war sein Versteck ein offenes Geheimnis. Selbst f\u00fcr die in der DDR beliebte Fernsehsendung \u201eAu\u00dfenseiter-Spitzenreiter\u201c wurden 1984 die Scheunentore ge\u00f6ffnet. Zur 650 Jahrfeier Letschins im Juni 1986 holten Mitglieder des Kulturbundes und der Wirt des Gasthofs \u201eZum alten Fritz\u201c den K\u00f6nig aus der Scheune und stellten ihn in der Nacht vom Samstag zum Sonntag auf dem Marktplatz auf. Die Stasi bekam davon Wind und entfernte das Denkmal. Inzwischen bestand l\u00e4ngst keine Gefahr mehr f\u00fcr die Statue, denn in der DDR hatte ein Umdenken \u00fcber Friedrich den Gro\u00dfen eingesetzt. Die Figur wurde zum Restaurieren nach Potsdam gebracht und nur dem andauernden, energischen Nachfragen der Letschiner Mitglieder des Kulturbundes ist es zu verdanken, dass sie nicht irgendwo verschwand. Im Juni 1996 wurde der Alte Fritz wieder in Letschin aufgestellt.
\r\nHeimatstuben Letschin, Birkenweg 1, 15324 Letschin, Telefon: 033475 50797
www.letschin.de/tourismus/letschiner-heimatstuben
Weitere Informationen \u00fcber das Oderbruch Museum und das Kulturerbe im Oderbruch finden Sie hier.
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