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Rückenwind spüren: Unterwegs im Oderbruch

Radfahrerinnen vor dem Pegelhäuschen in Ratzdorf am Oder-Neiße-Radweg
© Seenland Oder-Spree / Florian Läufer
Blühende Adonisröschen bei Lebus
© TMB-Fotoarchiv/Steffen Lehmann

Auf seiner ersten Fahrradtour des Jahres erkundet der Autor den Oder-Neiße-Radweg von Frankfurt (Oder) nach Küstrin, eine Route durch frühlingshafte Landschaften und historisch bedeutsame Orte wie Reitwein, bekannt für die Überquerung der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg. Der gut erhaltene Radweg führt entlang der Oder und bietet malerische Ausblicke und Begegnungen mit der lokalen Flora und Fauna.

Oder-Neiße-Radweg

Das erste zarte Grün an den Bäumen läutet jedes Jahr das Ende des Kellerdaseins für mein Rad ein. Für die erste Ausfahrt des Jahres habe ich mir eine kleine Runde von etwa 35 Kilometern ausgesucht. Es geht auf dem Oder-Neiße-Radweg von Frankfurt (Oder) nach Küstrin.

So sitze ich an einem Sonntag schon relativ früh im Regionalexpress, der mich nach Frankfurt (Oder) bringt. Im Fahrradabteil sind nur zwei andere Radler. Alles entspannt. Das habe ich auch schon anders erlebt. Vom Bahnhof in Frankfurt (Oder) geht es ein paar Minuten durch die Stadt, bevor ich auf den Oder-Neiße-Radweg in Richtung Lebus einbiege. Links und rechts grüßen die Felder in frischem Grün. Hier, hinter Frankfurt (Oder) ist es ein bisschen wellig, aber das macht nichts. Nach zehn Kilometern erreiche ich Lebus. Der Ort an der Oder hat eine besondere Attraktion zu bieten. An den Oderhängen blühen im Frühjahr die seltenen Adonisröschen. Die gibt es nur hier und noch ein paar Kilometer weiter in Mallnow und Podelzig. Auf dem kleinen Rundweg gibt es eine fantastische Aussicht über die Oder. Ich fahre am Fuß der Oderhänge weiter in Richtung Lebus. Überall tupfen die Adonisröschen ihr Gelb in die Landschaft.

Kurz hinter Lebus führt der Oder-Neiße-Radweg entlang des Deiches. Der Radweg ist super in Schuss. Kein Wunder, dass er zu den beliebtesten Radfernwegen in Deutschland gehört. Der kühle Fahrtwind weht mir kräftig ins Gesicht. Aber die Sonne meint es gut. Es ist wie eine Frischzellenkur. Der Frühling ist endgültig da! Ich bin ganz allein auf weiter Flur. Nach zehn Minuten kommt mir der erste Radler entgegen. Easy Rider im Oderbruch! Auf einem Feld stehen ein paar Kraniche. Das Surren meines Rades ist das einzige Geräusch. In regelmäßigen Abständen stehen die schwarz-rot-gelben Pfeiler, die die Grenze zum benachbarten Polen markieren. Auf der Hälfte zwischen Lebus und Küstrin kommt Reitwein in Sicht.  Hier in Reitwein überquerten im Februar 1945 die ersten Truppen der Roten Armee die Oder. Wenig später folgte die Schlacht um die Seelower Höhen. 1985 ließ die DDR-Führung hier die „Diplomatentreppe“ für hochrangige Besucher bauen, damit diese anlässlich der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag des Kriegsendes besser auf den Deich gelangen konnten.

Von weitem ist die Turmspitze der Schinkelkirche zu sehen. Es sind zwar nur ein paar Kilometer in den Ort, aber den Reitweiner Sporn, diese markante Erhebung, werde ich ein anderes Mal erklimmen. An der „Diplomatentreppe“ gibt es Tisch und Bank. Zeit für eine kurze Pause. Zwei ältere Damen aus dem Ort leisten mir Gesellschaft. Sie kommen fast jeden Tag hierher, erzählen sie mir. Ich beneide sie ein bisschen darum, aber wiederkommen werde ich auch.

Auf den letzten Kilometern vor Küstrin nehme ich ein bisschen das Tempo raus. Die Kondition für die erste Ausfahrt war gar nicht schlecht. Das nächste Mal geht es weiter in Richtung Norden. Da warten dann Kienitz, der Hafen Groß Neuendorf und Zollbrücke.