Saskia Hoffmann
ist ausgebildete Fitness- und Gesundheitstrainerin, hat Gesundheitspsychologiestudiert und bietet in den Wäldern bei Woltersdorf Waldbaden-Seminare an.
Was ist Waldbaden?
Beim Waldbaden verbringen wir 2 bis 3 Stunden achtsam in der Natur. Wir spazieren aufmerksam durch den Wald, nehmen bewusst unsere Atmung wahr, schulen beim Qi Gong unsere Körperwahrnehmung oder lauschen den vielfältigen Geräuschen des Waldes. Es gibt keine festen Regeln oder ein starres Konzept. Jede Waldbaden-Veranstaltung verläuft etwas anders, denn die jeweilige Kursleiter :in bringt dabei immer auch ihre eigenen Kompetenzen ein und setzt unterschiedliche Schwerpunkte. Mir ist es beispielsweise wichtig, dass den Teilnehmenden die physiologischen Hintergründe einer Übung klar werden und allen die Möglichkeit zur anschließenden Reflexion offen steht.
Wie bist du zum Waldbaden gekommen?
In vielen Urlaubsregionen werden inzwischen Waldbaden-Veranstaltungen angeboten. Bei einem Familienurlaub in Sankt Peter Ording vor einigen Jahren haben wir als Familie Waldbaden ausprobiert und selbst die Kinder waren begeistert. Nach den Übungen brachte ich plötzlich die Geduld auf, 10 Minuten lang eine Ameise zu beobachten und mein sonst nie enden wollender Gedankenstrom kam zum Erliegen. Nie zuvor habe ich mich so entspannt gefühlt. Diese Erfahrung möchte ich nun gerne weitergeben.
Welche positiven Auswirkungen hat der entschleunigte Aufenthalt im Wald auf unsere Gesundheit?
Die meisten von uns sind chronisch gestresst – manchmal ohne es zu merken. Dauerstress führt zu einer Fehlregulierung unseres Nervensystems : wir sind entweder überaktiv und kommen nicht mehr zur Ruhe oder aber wir liegen nach einem langen Arbeitstag völlig erschöpft auf dem Sofa. Ein aus der Balance geratenes Nervensystem führt langfristig zu Symptomen und Schmerzen. Alles, was hilft, unser Nervensystem neu zu justieren, entspannt und hilft Heilen. Im Wald spielen dabei die Terpene eine wichtige Rolle. Das sind Duftstoffe, die von den Bäumen abgegeben und von uns eingeatmet werden. Sie beruhigen unser Nervensystem und stärken sogar unser Immunsystem. Schon ein Tag im Wald steigert die Zahl unserer natürlichen Killerzellen um fast 40 % und das für sieben Tage. Je älter und ursprünglicher ein Wald, desto stärker übrigens die Wirkung! Grundsätzlich kann man aber in jedem Wald ein Waldbad nehmen, notfalls sogar in einem Park um die Ecke. Positive Kindheitserinnerungen an den Wald, die gleichmäßige Gehbewegung, immer wieder bewusst den Blick schweifen lassen sowie die Gespräche der Teilnehmenden untereinander wirken zudem ausgleichend auf unser Nervensystem. Führt man Atem-, Körper- oder Mentalübungen in der Natur aus, wirken diese effektiver als indoor im Trainingsraum. Wer statt im Wald mal auf einem Laufband im Fitnessstudio trainiert hat, kann das leicht nachvollziehen.