Seenland Oder-Spree

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Interview mit Christoph König

© Christopher König
© Christian Kessler
© Christopher König
© Christian Kessler

Christopher, Du bist Mitarbeiter beim „Dachverband Deutscher Avifaunisten“. Das musst Du erklären: Was sind „Avifaunisten“?

Diese Bezeichnung leitet sich vom Begriff Avifauna ab. Damit wird die Gesamtheit aller in einer Region vorkommenden Vogelarten bezeichnet. Avifaunisten sind also quasi eine spezielle Gruppe der Ornithologen, die sich besonders mit der Verbreitung und Häufigkeit von Vögeln beschäftigt. 

 

Und was macht der Dachverband? 

Unsere Kerntätigkeit ist die Organisation des Vogelmonitorings, d. h. der standardisierten Erfassung unserer heimischen Vogelwelt in Raum und Zeit. Dazu zählen z. B. das „Monitoring häufiger Brutvögel“, das „Monitoring der rastenden Wasservögel“ oder auch das „Seevogelmonitoring“. Unser Wissen über die Bestandssituation und den Erhaltungszustand der heimischen Vogelarten wird dadurch laufend verbessert. Die Erkenntnisse helfen uns, die Ursachen von Bestandsentwicklungen zu verstehen, Gefährdungen abzuwehren und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

 

Können nur professionelle Vogelbeobachter Daten beisteuern? Oder gibt es auch für Laien Möglichkeiten, ihre Daten zu melden?

Die Erfassungsprogramme werden maßgeblich durch ehrenamtliches Engagement getragen. Mehrere Tausend Personen sind beteiligt. Die Ansprüche an die Kenntnisse sind dabei sehr verschieden. Für den Einstieg bietet sich unsere Citizen-Science-Plattform www.ornitho.de an. Diese richtet sich ausdrücklich an alle an der Vogelwelt Interessierten. Wie gut man die Vogelwelt bereits kennt, spielt erst einmal keine Rolle. Wichtig ist lediglich, dass nur Beobachtungen von Vogelarten gemeldet werden, bei deren Bestimmung man sich ausreichend sicher ist. Auch die Meldung von „Allerweltsarten“ ist übrigens sinnvoll. Auch für die häufigen Arten lassen sich interessante Erkenntnisse über Verbreitung und z. B. jahreszeitliches Auftreten ermitteln.

 

Was genau muss ich tun, wenn ich im Seenland Oder-Spree mit dem Fernglas unterwegs bin und meine Beobachtungen melden möchte?

Da die Daten auch in Wissenschaft und Naturschutz genutzt werden, muss zu jeder Sichtung ein Urheber bekannt sein. Es ist daher eine Registrierung im Portal nötig. Sobald man Zugangsdaten erhalten hat, gibt es zwei Wege eigene Beobachtungen beizusteuern. Am einfachsten geht das über die ornitho-App „NaturaList“, die sowohl für Android als auch Apple kostenlos verfügbar ist. Per Smartphone oder Tablet kann man damit direkt im Gelände – also unmittelbar nach der Beobachtung – die entsprechende Vogelart melden. Alternativ kann die Eingabe auch am heimischen PC über die Webseite ornitho.de erfolgen.

 

Was macht ihr mit den gesammelten Daten?

Die Daten werden an ganz unterschiedlichen Stellen genutzt. Auf internationaler Ebene fließen die Daten in den EU-Vogelschutzbericht mit ein und ornitho.de ist deutscher Partner des EuroBirdPortals zur Visualisierung des Vogelzugs (www.dda-web.de/ornitho/eurobirdportal). In ganz Deutschland werden die Daten auch für ganz unterschiedliche wissenschaftliche Analysen und im Natur- und Vogelschutz eingesetzt. Aber natürlich dient das Portal auch den an der Vogelwelt interessierten Personen selbst: Man kann sich prima darüber informieren, was andere in der eigenen Umgebung beobachtet haben oder wo bestimmte Vogelarten zu entdecken sind.

 

Kann ich mich auch im Gelände in den Beobachtungsgebieten über die anwesenden Arten informieren?

Ja, auch das ist möglich. Innerhalb der NaturaList-App kann man sich über eine „Rund-um-mich“-Funktion die letzten Beobachtungsmeldungen im Umkreis um den eigenen Standort anzeigen lassen. Es gibt aber auch noch eine weitere Möglichkeit: In vielen Gebieten zur Vogelbeobachtung in Deutschland findet man inzwischen QR-Codes von ornitho.de. Einfach mit der Kamera des Smartphones gescannt, werden die aktuellen Beobachtungen differenziert nach häufigen und seltenen Arten mit genauer Ortsbezeichnung angezeigt. Auch im Seenland Oder-Spree sind die Codes an verschiedenen Beobachtungseinrichtungen zu finden.

 

Bei der Beobachtung will man die Vögel natürlich nicht stören. Wie muss ich mich im Gelände verhalten, worauf muss ich achten?

Das Wohl der Vögel muss natürlich immer über allen anderen Interessen stehen. Störungen von Vögeln – insbesondere an Nistplätzen – und Beeinträchtigungen ihrer Lebensräume müssen unbedingt vermieden werden. Man sollte daher z. B. eine ausreichend große Beobachtungsdistanz einhalten und auf den Wegen bleiben, um die Vögel nicht zu bedrängen. Speziell für das Seenland Oder-Spree sind die konkreten Gebiets- und Tourenbeschreibungen auf der Webseite www.seenland-oderspree.de/aktiv-in-der-natur/birdwatching zu empfehlen.

 

Du kennst das Seenland Oder-Spree und hast sogar einen Artikel über die Ziltendorfer Niederung geschrieben. Hast Du weitere Tipps für tolle Beobachtungsgebiete / Geheimtipps im Seenland?

Ich war 2023 für ein paar Tage zum Vögel beobachten in der Gegend unterwegs. „Kennen“ ist vermutlich übertrieben, denn die Region hat viel zu viel zu bieten, als dass man in so kurzer Zeit alles kennenlernen könnte. Neben der Ziltendorfer Niederung bieten andere Gebiete spannende Beobachtungen.

 

Unser Tipp: Die Altfriedländer Teiche locken nach dem Ablassen der Teiche im Herbst viele rastende Wasser- und Watvogelarten an. Vor allem im Oderbruch überwintern zahlreiche Schwäne und Gänse. Auf dem Scharmützelsee und der Groß Schauener Seenkette sammeln sich in der kalten Jahreszeit Ententrupps. Die Region hat ornithologisch viel zu bieten!