Ihre besondere Lage ist Reitweins Markenzeichen. Stolz erhebt sich der Turm der Stüler-Kirche am Hang des Reitweiner Sporns und grüßt jeden Herannahenden. Sie ist nicht die erste Kirche, die an diese Stelle gebaut wurde. Schon im Mittelalter entstand hier nach der erstmals im Jahre 1414 erteilten Erlaubnis zum Kirchenbau ein Vorgängerbau an exponierter Stelle über dem Dorf.
Mitte des 19. Jahrhunderts passte die Gemeinde nicht mehr in die kleine Kirche und so entschloss sich Rudolf Graf Finck von Finckenstein, den „Architekten des Königs“ Friedrich August Stüler mit einem Kirchenneubau zu beauftragen.
Fast einhundert Jahre später geriet die Kirche bei den Kampfhandlungen in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs zwischen die Fronten. Von ihr blieb nur eine Ruine, die dank des persönlichen Einsatzes des damaligen Pfarrers H.-G. Rieger gemeinsam mit dem Kirchengemeinderat in den 1970er Jahren nur knapp einer Sprengung entging. Nach der Wende begann der Wiederaufbau des Glockenturms und in diesem Jahrtausend läuten die Glocken den Reitweinern wieder täglich um fünf vor sechs zum Feierabend. Das Kirchenschiff ist allerdings ist noch ohne Dach.
In den Mauern des Kirchenschiffs hat sich eine beliebte weltliche Veranstaltungsreihe etabliert – der Reitweiner Musiksommer. Das Repertoire reicht von Zickenumpa über kernigen Rock bis zu feinem Blues. Auch der jährlich stattfindende Weihnachtsmarkt lockt Gäste von auswärts an den Fuß des Sporns. Wer der lauten, übervollen vorweihnachtlichen Jahrmärkte überdrüssig ist, ist in Reitwein genau richtig. Hier ist alles selbstgemacht: Landfrauenkuchen, Wildblumenkränze, Holzkunst und Aquarelle, Stockbrot und Bläsermusik.